Die Website Hessen engagiert gegen FGM wurde im Rahmen dieses Projektes erstellt:
„Verbesserung von Schutz und Versorgung für Frauen und Mädchen, die in Hessen von weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) betroffen oder bedroht sind“
Sensibilisierung und Qualifizierung von Fachkräften aus dem sozialen, pädagogischen und medizinischen Bereich, Bereitstellung von Informationsmaterial, Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen.
Gefördert vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, durchgeführt von der pro familia Hessen gGmbH.
Das Projekt basiert auf den Ergebnissen der vom BMFSFJ geförderten „Empirischen Studie zu weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland. Daten – Zusammenhänge – Perspektiven“ (Nestlinger, Fischer, Jahn, Ihring, Czelinski, 2017). Da im Zuge der Migrationsbewegungen in den letzten Jahren mehr Mädchen und Frauen aus FGM-Ländern nach Deutschland gekommen sind und auch in Zukunft kommen werden, ist anzunehmen, dass das Thema Genitalverstümmelung in Deutschland immer wichtiger wird. In der Studie wird gezeigt, dass der Erfolg des Engagements zur Überwindung von FGM wesentlich davon abhängt, dass es gelingt eine vertrauensvolle, wertschätzende und kultursensible Atmosphäre zu schaffen, ohne zu dramatisieren oder die Betroffenen zu stigmatisieren. Dabei kommt den sozialen, pädagogischen und medizinischen Fachkräften eine Schlüsselrolle zu. Häufig sind sie jedoch in der Beratungssituation von den psychosozialen und medizinischen Aspekten und Auswirkungen von FGM überfordert.
Laut Studie wünschen sich Fachkräfte ein größeres Netzwerk unterstützender Strukturen, um Betroffene adäquat begleiten zu können. Die befragten Fachkräfte sehen einen hohen Schulungsbedarf in ihren eigenen Reihen. Außerdem brauche es mehr Beratungsstellen, die anonymisiert arbeiten, wie es beispielsweise bei pro familia der Fall sei. Besonders wichtig seien integrierte, themenübergreifende Unterstützungsangebote, um Mädchen und Frauen die Kontaktaufnahme zu erleichtern. Aus der Sicht der Fachkräfte leisten vor allem NGOs einen großen Beitrag. Innerhalb der staatlichen Strukturen gebe es noch Handlungsbedarf.
Die Studie kommt abschließend zu konkreten Handlungsempfehlungen in Bezug auf präventive Angebote sowie Angebote im Umgang mit betroffenen Frauen und deren Töchtern. Im Einzelnen sind dies:
Im Umgang mit Menschen, die erst seit kurzer Zeit in Deutschland sind:
Genau hier setzt das Projekt an.
Übergeordnete Projektziele und langfristig erwünschte Wirkungen des Projekts sind die sinkende Prävalenz von FGM in Hessen und verbesserte Behandlungs- und Linderungsmöglichkeiten. Dies umfasst:
Prävention – Fachlich und interkulturell kompetente Fachkräfte tragen zur Bewusstseins- und Verhaltensänderung der betroffenen Frauen und Mädchen und ihres sozialen Umfelds bei.
Intervention – Durch das angemessene Agieren der Fachkräfte werden von FGM betroffene Frauen und Mädchen im Falle akuter Gefährdung geschützt.
Versorgung – Bei Bedarf werden betroffene Frauen und Mädchen zügig und fachkundig medizinisch und/oder therapeutisch behandelt.
Die Zielgruppe sind Fachkräfte aus dem medizinischen, sozialen und pädagogischen Bereich, die in ihrem Arbeitsalltag von FGM betroffenen oder bedrohten Frauen und Mädchen begegnen (könnten). Mit den Organisationen, die hessenweit oder lokal bereits Fortbildungsveranstaltungen zu FGM durchführen gibt es eine enge Abstimmung, damit es nicht zu Doppelarbeit oder Überschneidungen kommt. Ziel ist an einem Strang zu ziehen, um gemeinsam zu den o.g. gewünschten Wirkungen beizutragen.
Erfahrungen der Stellen und Organisationen, die in anderen Bundesländern und europäischen Nachbarländern bereits ähnliche Initiativen oder Projekte durchführen/durchgeführt und Informationsmaterial entwickelt haben, werden vom Projekt recherchiert und berücksichtigt.
Das Projekt kooperiert mit einem sozio-kulturellen Beirat. Dieser setzt sich aus Nicht-Regierungsorganisationen (NROs) zusammen, die durch ihre Arbeit bereits eine langjährige Expertise zum Thema FGM erworben haben: FIM, FORWARD, LebKom, Mädchenhaus Kassel, Maisha, Nala, TDF, die fast alle Mitglied von INTEGRA und in Hessen aktiv sind. Der Beirat prüft Inhalte, Methodik und Materialien der Fachkräfte-Fortbildungen auf Relevanz und Qualität. Dieses Vorgehen befördert Transparenz und Synergieeffekte, zudem finden dadurch die von INTEGRA formulierten Qualitätskriterien Anwendung. Die vor Ort ansässigen und erfahrenen Organisationen bieten die vom Projekt vorgesehenen Fortbildungen gemeinsam mit den lokalen pro familia-Beratungsstellen an. Format, Inhalt und Materialien der Veranstaltungen orientieren sich an den gemeinsam vereinbarten Qualitätskriterien.
Zur medizinischen Qualitätssicherung wird das Projekt zudem von der Universitätsklinik Frankfurt am Main, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, wissenschaftlich begleitet.
Hessen – engagiert gegen FGM ist ein Beitrag zur Weltkampagne Gewaltprävention der Violence Prevention Alliance, einer 2004 gegründeten Initiative der Weltgesundheitsorganisation, der das Hessische Ministerium für Soziales und Integration als Gründungsmitglied angehört.
Das Projekt greift überwiegend auf existierende Materialien zurück. Wo sinnvoll, wurden weitere Informationen in einer pro familia-FGM-Infomappe zusammengefasst, deren Inhalte in diese Website eingeflossen sind.
Für die Evaluierung des Projekts werden von pro familia Indikatoren entwickelt, um die Wirksamkeit der Veranstaltungen beurteilen zu können, aus Erfahrungen zu lernen und Orientierung für weitere Initiativen zu bekommen.
Zum Ende der ersten Phase des Projekts wurden in einem Bericht der anhand der Evaluierungsergebnisse Prozess, Herausforderungen, Erkenntnisse, Erfolge reflektiert, Bedarfe und offene Fragen dokumentiert sowie Perspektiven für mögliche weitere Schritte und Initiativen aufgezeigt.
Projektleitung:
Brigitte Ott, Landesgeschäftsführerin pro familia Hessen gGmbH, Sozialmanagement, Dipl. Verwaltungswirtin (FH)
Interne Projektkoordination:
Andrea Gürke
Dipl. Sozialpädagogin
Mail: andrea.guerke@profamilia.de
06142-12142
Wissenschaftliche Begleitung:
Zur medizinischen Qualitätssicherung wird das Projekt zudem von der Universitätsklinik Frankfurt am Main, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, wissenschaftlich begleitet.
Phase 1: August 2018 bis Dezember 2019
Phase 2: seit Januar 2020
Neben der themenbezogenen Kompetenz ist pro familia fachlich und strukturell in der Konzeption und Durchführung von Fortbildungen für Fachkräfte gut aufgestellt und erfahren.
Durch die langjährige Beratungs- und Fortbildungstätigkeit bestehen in ganz Hessen vielfältige Kontakte und sehr gute Vernetzungsstrukturen. Dies erleichtert den Zugang zu den Zielgruppen und Projektpartnern.